Donnerstag, November 17, 2005

Niveau flachbildschirm-tauglich

DIE NOTE FÜR DIE CASTING-SHOW
DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPER-STAR


Die gestrige Super-Star-Suche begann mit einer männlichen Gesangsniete, die mit der (Start-)Nummer 1099 eher an einen Sträfling dann an einen Star im Embryonalzustand erinnerte. Gestraft waren indes all jene, die sich - nicht nur am Niederrhein - die erste Folge der knapp einstündigen Casting-Show reinpfiffen.

Es begann wie eingangs erwähnt - die (schräge) Nummer 1099 - die mit der Deutschland-Hymne Deutschland, Deutschland über alles, aber auch wirklich alles übertraf, was so unter der Überschrift total daneben agiert. "Kann ich mich hinsetzen, mir ist schlecht" lautete dann auch der Kommentar von Dieter Bohlem, der an der Seite von Heinz Henn - dem Mitbegründer der Plattenfirma BGM - und Musikexpertin Sylvia Kollek der Jury angehört.

An dieser Stelle über die eigentlichen Akteure ein virtuell-gedrucktes Wort zu verlieren wäre verlorene Liebes- und Lesemüh. Vielleicht zum Schmunzeln nur dies: Nicht einmal vom Kanalreiniger Benjamin aus Viersen hatte die Jury die Nase voll, die jetzt wohl in Ermangelung von künstlerisch wertvollen (Gesangs-)Inhalten selbst für Schlagzeilen sorgt.

So hat eben angeführter BGM-Mann Heinz Henn (rechts im Bild) seinen Kollegen Dieter Bohlem kritisiert. "Ich finde, dass er seit 25 Jahren immer den gleichen Song schreibt," qualifizierte Henn in einem Interview in der "Neuen Presse" die Fähigkeit des Komponisten ab. Und: Die frühere Jury habe oft Kandidaten weiterkommen lassen "nur weil sie gut aussahen, und nicht weil sie singen konnten!" Doch damit solle es jetzt - so Henn - vorbei sein. Jetzt suche die Jury einen Typen "mit Ausstrahlung und Persönlichkeit", jemanden, der sich "mit Künstlern wie Robbie Williams messen" könne.

So flach wie viele Beiträge der Gesangs-Interpreten waren übrigens auch die Statements des einmal mehr in Kritik geratenen Bohlems, der sich zum Schluss diesen Matcho-Spruch nicht verkneifen konnte: "Was haben Fische und Männer gemeinsam?" Antwort: "Sie legen ihre ganze Kraft in den Schwanz!" Offensichtlich hat da der Juror von sich auf Andere geschlossen, der mit geistreichen Beiträgen kaum dienen konnte und sich so dem Niveau der ganzen flachbildschirm-tauglichen Sendung anpasste.